Der 7. Salon Mondaine im Soho House „Creativity into Business”.
Moderation Nina B. Fischer, Musik: Royce Music
von Jana Petersen —
Keine Ahnung, wie oft ich die beiden Wörter in den vergangenen zwei Wochen gesagt habe: Be water. Fast so oft, wie ich auf das rosafarbene Bändchen geschaut habe, das mein Handgelenk umschlingt. Be water, habe ich gesagt, sei Wasser, das hat Bruce Lee mal gesagt, das ist der Lieblingsspruch von Angelika Taschen gerade, hat sie im Salon von Yasmine erzählt, ist das nicht einfach und schön und logisch?
Es ist der Abend des 29. September 2014, ein wirklich schöner, warmer Herbstabend, ich esse noch schnell eine Pizza am Rosenthaler Platz und fahre dann mit meiner Freundin mit dem Fahrrad die Torstraße runter ins Soho House, zum Salon Mondaine. „Creativity into business“, also: mit Kreativität Geld verdienen oder Kreativität ins Business bringen – das Thema interessiert uns, wir haben selber jeden Tag damit zu tun (ich bin Journalistin, sie ist Fotografin).
„Für mich war der letzte ‚Salon Creativity into Business‘ diesmal doppelt erfolgreich. Ich habe tolle Frauen im Interview gehabt. Das ganze Gespräch hat mich beflügelt und wahnsinnig Spaß gemacht. Mich haben viele Kommentare und die Arbeitsweise der Frauen auch in meinen eigenen Vorgehensweise weiter bestärkt und einige Gedanken habe ich in meinen Arbeitsalltag transferieren können. - Nina B. Fischer“
… Die Verlegerin Angelika Taschen wird kommen, sie hat mehr als 150 Bücher zu Kunst, Design und Fotografie herausgebracht. Chris Stricker, die vor 26 Jahren die PR-Agentur Häberlein und Maurer gegründet hat. Leigh Sachwitz, die in den Neunzigerjahren in allen wichtigen Berliner Club die Visuals gemacht hat – und es mit ihrer Agentur Flora & Fauna Visuals geschafft hat, die Underground-Kunst in den breiten Markt zu tragen. Und die Künstlerin Tina Winkhaus, bekannt für ihre irritierenden Fotografien, die sie aus hunderten Layern wie ein Gemälde komponiert.
Wir fahren hoch in den 3. Stock im Soho House, holzvertäfelte Wände, Whisky-Tumbler, zwei riesige grüne Salon-Sofas. Es ist der 5. Salon Mondaine in diesem Jahr, es ist das Jubiläumsjahr des Goerlzclub, vor 10 Jahren hatte Yasmine Orth das Netzwerk gegründet, „in einer Stadt ohne Facebook“. 130 Frauen sind gekommen, viele von ihnen sind zum ersten Mal hier. Wie jeder von Yasmines Salons beginnt auch dieser mit Musik, Royce singt und ich bin schon ein bisschen beschwipst. Meine Freundin bindet mir das rosa Gemeinschaftsbändchen um, auch das ist eines dieser Salon-Rituale.
Nina B. Fischer moderiert, sie ist systemischer Managercoach, Führungskräftetrainer und hat sich mit anderen kreativen Menschen das Design Thinking Programm am Hasso Plattner Institut in Potsdam ausgedacht. Eine, die sich auskennt mit Kreativität und Business, es wäre gar nicht weiter aufgefallen, wäre auch sie einer der Gäste gewesen. Doch Nina Fischer an diesem Abend in ihrem Element: NDR-Talkshow-Moderatorin, sagt sie, ist ihr zweiter Traumjob.
Und dann geht es mit den Fragen los, hin und her zwischen den Frauen. Was bedeutet Kreativität für euch? Wie setzt ihr es in eurem Business um? Wie sehen die Räume aus, an denen ihr kreativ sein könnt? Wann ist euer Team besonders kreativ? Wie schafft ihr kreative Freiräume? Wann ist ein kreatives Produkt fertig? Welche Quellen für Kreativität habt ihr?
Die Frauen erzählen, die Pionierinnen, wie Yasmine sie vorgestellt hat, die Vorbilder. Angelika Taschen erklärt, wie sie ihre Teams zusammenstellt. Sie überlegt sich, welche Atmosphäre sie erzeugen will, von diesem Gefühl aus steuert sie ihre Projekte. Sie erzählt, wie Reisen sie inspirieren, wie sie in ihrem Bermudadreieck in Berlin dann die Ideen abarbeitet – und wie wichtig es ist, zur Seite zu treten, das eigene Tun komplett in Frage zu stellen. Und: Welchen Wert die Worte von Bruce Lee für sie haben: be water, sei Wasser. Beweglich zu bleiben, stetig etwas zu formen, sich aber auch anzupassen.
Chris Stricker erzählt von ihrer Weltreise in Rekordzeit, von der Nicht-Monitorzeit, die sie ihren Mitarbeitern verordnet, von den Fragebögen, die ihre Kunden beizeiten ausfüllen müssen. Hobbies? Musik? Familie? Schließlich, sagt Stricker, wollen sie ihre Kunden ja nicht für kurze Projekte, sondern quasi für eine Hochzeit. Und das muss das eben passen.
Leigh Sachwitz beschreibt die kreativen Prozesse in ihrer Agentur, wie wichtig es ist, kreative Risiken einzugehen, die eigene Haltung zu bewahren – und von der Bedeutung der Schönheit um sie herum. Ihre Kreativität, sagt sie, besteht zu einem großen Teil darin, gute Leute zusammen zu bringen.
Sie diskutieren über Fehlerhaftes, Unperfektes. „Mich interessiert nicht die glatte Oberfläche, die iPhoneartige Wirklichkeit“, sagt Tina Winkhaus. „Diese Sachen sind einmaliger, nicht copy und paste“, sagt Chris Stricker. Sie reden über Uniformen, faszinierend findet Stricker sie; Winkhaus langweilen die Menschen von der Stange, die ihr in den immer gleichen Outfits in den immer gleichen Coffeeshops begegnen.
Zwei, drei Funken, wünscht sich Nina Fischer am Ende, solle jede aus dem Abend mit nach Hause nehmen. An der Bar reden wir weiter. Wir reden über Angelika Taschen, ihre Mission, ihr Wissen über den Buchmarkt zu teilen, zu vermitteln. Darüber, dass wir – wenn das nicht mehr klappt mit dem Schreiben und dem Fotografieren – ja immer noch Floristinnen werden könnten, oder Kaschmirziegen züchten in Norditalien. Und, natürlich, über Bruce Lee.
*Jana Petersen, 36, ist Journalistin und Redakteurin in der Wochenendausgabe der taz. Mit Freund und drei Söhnen (15, 9, 2 — der Neunjährige ist der Sohn ihres Freundes) lebt sie in einer Familien-WG in Berlin. Im Moment träumt sie davon, jedes Wochenende ein Lagerfeuer auf dem Land zu machen, “was abfackeln” sagen ihre Jungs.
Fotografie: Ute Klein
QUOTES
“Danke für die Organisation des inspirierenden Abends mit so vielen tollen Frauen!”
„Es war für mich eine ungewohnte Situation, die mich am Ende dann doch wachsen ließ. Danke.”
Tina Winkhaus
“Just wanted to say thank you for having me at your event on Monday. It was a great evening to be a part of.”
Danke Dir, liebe Yasmine, es hat Spass gemacht.