#10 Salon Mondaine — Leads You Into Action — 19.05.2015 — Soho House, Tanja Neufeld, Jochen Sandig

Der 10. Salon Mondaine im Soho House ist eine Pre­miere. Zum ersten Mal sitzt unter den 120 gelade­nen Frauen auf dem Podi­um ein Mann. „Es ist Zeit für einen Dia­log auf Augen­höhe, um Par­al­lel­wel­ten aufzulösen, es geht um Inte­gra­tion und auch um Ver­söh­nung“, sagt Ver­anstal­terin Yas­mine Orth, die vor zehn Jahren ihr Frauen­net­zw­erk Goer­lz­club gegrün­det hat, um die weib­liche Kraft zu stärken. „Female Empow­er­ment & Lead­er­ship“ ist ihr Anliegen.

Dafür kann es — in ein­er männlich dominierten Gesellschaft – manch­mal notwendig sein, dass Frauen unter sich bleiben, sich einen geschützten Raum schaf­fen, dafür ste­ht der Salon Mondaine. Aber für einen ganzen Men­schen und eine funk­tion­ierende Gesellschaft brauchen wir bei­de Kräfte, die weib­liche und die männliche. Nur in ihrer Verbindung ist Leben möglich. Deshalb wurde der Goer­lz­club jet­zt zu „The Lovers“ umbe­nan­nt: „We do because we love.“ The Lovers wird nicht nur Net­zw­erk und Plat­tform sein, son­dern hat auch einen han­del­nden, einen sozialen Arm: Die Förderini­tia­tive The Lovers e.V. ist ein gemein­nütziger Vere­in, den Yas­mine Orth mit sieben anderen Frauen im März 2015 gegrün­det hat.

Förderinitiative The Lovers e.V. - Die 8 Gründerinnen: v.l.: Yasmine Orth, Nina B. Fischer, Romy Uebel, Bettina Homann, Dani Beier, Nina Tesenfitz, Annette Söhnlein, Diana Bennewitz

Förderini­tia­tive The Lovers e.V. — Die 8 Grün­derin­nen: v.l.: Yas­mine Orth, Nina B. Fis­ch­er, Romy Uebel, Bet­ti­na Homann, Dani Beier, Nina Tesen­fitz, Annette Söhn­lein, Diana Ben­newitz

Neben der Vorstel­lung des Vere­ins und seinen Grün­dungsmit­gliedern heißt entsprechend an diesem Abend der Salon: „Salon Mondaine leads you into action“.

Die Idee ein­er erfüll­ten und gle­ich­berechtigten Beziehung ist wun­der­bar, aber wie führt man sie? Ein Leben mit Kindern, Beruf und viel­seit­i­gen Inter­essen wollen wir alle, aber wie macht man das?
Diese Fra­gen stellte Mod­er­a­torin Nina B. Fis­ch­er, Coach und auch Vor­standsmit­glied der Förderini­tia­tive, der Schauspielerin/Autorin/Bloggerin Tan­ja Neufeld, alias Lucie Mar­shall und dem Kul­tu­run­ternehmer Jochen Sandig. Sandig ist ein­er der weni­gen Män­ner, die als „Ehe­mann von…“ vorgestellt wer­den. Ehe­mann von Chore­o­graphin Sasha Waltz näm­lich, mit der er zwei Kinder hat, die Tanz Com­pag­nie führt und die Sophien­säle sowie das Radi­al­sys­tem V gegrün­det hat.

Tanya Neufeldt und Jochen Sandig

Tanya Neufeldt und Jochen Sandig

Jochen Sandig beze­ich­net sich selb­st als Fem­i­nist, weil er aus ver­gan­genen Fehlern gel­ernt hat, diese sehr ehrlich reflek­tiert und authen­tisch seine Sichtweisen erk­lärt. Er beschäftigt sich inten­siv mit der Frage, wie er die Gesellschaft hin zu mehr Gle­ich­berech­ti­gung und Wertschätzung für Frauen verän­dern kann. Er sagt: „Die Män­ner müssen sich nun bewe­gen“ und „Ich möchte mich für eine faire Lösung ein­set­zen.“ Er spricht ehrlich über die Eifer­sucht, die er auf die enge Bindung zwis­chen Mut­ter und Kind emp­fun­den hat und seine Bemühun­gen, ein „Ideal­mann“ zu wer­den.

Tan­ja Neufeld erzählt unter anderem von der „Rollen-Falle“, in die sie nach der Geburt ihres Sohnes getappt ist. Über Unsicher­heit­en wie die Frage, was sie denn über­haupt ein­fordern darf, wenn sie selb­st (finanziell) nichts beiträgt. Über die Erfahrung des Scheit­erns, durch die sie gewach­sen ist – per­sön­lich und beru­flich.

Im Laufe des Abends wird allerd­ings deut­lich, dass auch ein fem­i­nis­tis­ch­er Mann nicht vor manch “männlichem“ Gesprächsver­hal­ten gefeit ist: Er nimmt in seinem Enthu­si­as­mus Raum ein, der bei manchen Zuhörerin­nen einen wun­den Punkt trifft. „Schon wieder ein Mann, der den Frauen die Welt erk­lären will“, wer­den ein paar Stim­men laut.

Und so hat der Abend – etwas anders als geplant — ein weit­eres Kern­the­ma berührt, mit dem wir uns auseinan­der­set­zen müssen, wenn wir gemein­sam ler­nen und wach­sen wollen. Müssen Män­ner ler­nen, Raum abzugeben oder müssen die Frauen ler­nen, sich mehr Raum zu nehmen? Oder ist eine Bal­ance aus bei­dem der richtige Weg?

Empathie für einan­der zu entwick­eln und acht­sam in die Wech­sel­beziehung zu gehen, ist eine Her­aus­forderung, die wir aktiv ange­hen müssen.

Der näch­ste Salon Mondaine wird wieder eine reine Frauen­runde und am 26. Okt­ber stat­tfind­en!

Vie­len Dank an unseren Part­ner i+m Naturkos­metik!